Auf der Halberstadtseite heist es:
„Die Energiewende betrifft auch Halberstadt. Mit einem geplanten Windeignungsgebiet leisten wir unseren Beitrag zur Gewinnung regenerativer Energie. Wichtig ist dabei: Wenn wir es nicht selbst umsetzen, werden es andere Entwickler tun. Deshalb ist es besser, wenn wir die Gestaltung und die Vorteile in der Hand behalten.“
https://www.halberstadt.de/de/halberstadt-im-aufwind.html
Die Aussage klingt auf den ersten Blick nachvollziehbar, aber wenn man sie kritisch betrachtet, steckt darin einiges an Rhetorik und Annahmen, die man hinterfragen sollte. Ich zerlege sie mal in die wesentlichen Punkte:
1. „Die Energiewende betrifft auch Halberstadt.“
- Richtig: Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch Kommunen betrifft.
- Kritisch: Daraus folgt aber nicht automatisch, dass jedes Gebiet oder jede Fläche für Windkraft geeignet ist. Regionale Gegebenheiten (z. B. Landschaftsschutz, Artenvielfalt, Anwohnerbelastung) müssen einbezogen werden.
2. „Mit einem geplanten Windeignungsgebiet leisten wir unseren Beitrag zur Gewinnung regenerativer Energie.“
- Richtig: Windenergie ist ein wesentlicher Baustein erneuerbarer Energien.
- Kritisch: Der „Beitrag“ sollte in Relation gesehen werden: Wie groß ist der tatsächliche Energieertrag im Vergleich zum ökologischen, sozialen und touristischen Schaden?
- Offene Frage: Ist Windkraft im Harzvorland wirklich der effizienteste Beitrag (Windhöffigkeit, Standortqualität), oder wären andere Maßnahmen (Photovoltaik, Gebäudesanierungen, Energiespeicher) sinnvoller?
3. „Wenn wir es nicht selbst umsetzen, werden es andere Entwickler tun.“
- Rhetorik: Das ist ein klassisches Totschlagargument („Wenn wir’s nicht machen, machen’s andere“). Es suggeriert Zwang, ohne die Alternativen zu betrachten.
- Kritisch:
- Stimmt das rechtlich? Windeignungsgebiete müssen durch Regionalplanung und Genehmigungsverfahren ausgewiesen werden – nicht jeder „andere Entwickler“ kann einfach bauen.
- Kommunen haben Einflussmöglichkeiten, etwa durch Bauleitplanung, Einwände in Regionalplänen, Naturschutzrecht.
- Die Aussage nimmt Alternativen und Gestaltungsspielräume vorweg und schränkt so die Diskussion künstlich ein.
4. „Deshalb ist es besser, wenn wir die Gestaltung und die Vorteile in der Hand behalten.“
- Richtig: Eigenes Mitgestalten kann Vorteile bringen (z. B. kommunale Beteiligung, Einnahmen aus Gewerbesteuer, Bürgerbeteiligungsmodelle).
- Kritisch:
- „Vorteile“ müssen gegen Nachteile (Landschaft, Arten, Gesundheit, Tourismus, Immobilienwerte) abgewogen werden.
- Oft bleiben die finanziellen Vorteile bei Betreibern oder Investoren – die Kommune sieht davon nur einen Bruchteil.
- Die Aussage setzt voraus, dass es überhaupt nennenswerte Vorteile für die lokale Bevölkerung gibt, was nicht selbstverständlich ist.
Fazit (kritische Betrachtung)
Die Aussage ist stark interessengeleitet formuliert:
- Sie blendet ökologische, gesundheitliche und touristische Nachteile aus.
- Sie nutzt das Argument „andere machen es sonst“ als Druckmittel.
- Sie stellt Vorteile in Aussicht, ohne sie zu quantifizieren oder gegen Nachteile abzuwägen.